Australia 33 über das Fotografieren

Ein guter Freund und Kunstmaler hat mir einmal ein berührendes Kompliment gemacht: «Du machst auch Bilder, dein Werkzeug ist ein anderes.». Er, der Kunstmaler, steht vor seiner Staffelei und kann das Bild erschaffen. Irgendwann spürt er, jetzt ist gut und legt den Pinsel weg. Vielleicht wird er am nächsten Tag oder in einer Woche noch weiter am Bild arbeiten, vielleicht auch nicht. Dieses intensive und langsame Vorgehen kann ich mir nicht gönnen.


Bei meiner Art der Fotografie wird das Licht hier und jetzt von der Sonne, dem Wetter, der Tageszeit geprägt. Landschaftsfotografen warten manchmal stunden- oder tagelang, bis das Licht ihren Vorstellungen entspricht. Ich habe gelernt, mit dem was ist und wie es ist zu arbeiten. Ist beispielsweise das Licht am Mittag hart, kann möglicherweise der Schatten eines Motives die Bildgestaltung unterstützen. 

Callas an der Caves Road 

Manchmal ziehe ich los, mit dem Stativ, oft morgens, wenn das Licht noch weich und warm ist. Ein Motiv fällt mir auf, ich umkreise es, nehme es wahr, baue das Stativ auf, stelle die Kamera ein – manuell, löse aus und lasse die Szene noch wirken. Das geht nur mit statischen Motiven. 

Meistens sind wir unterwegs, on the road, zu Fuss, und da ist die Zeit vom Erkennen eines Motives und mit der Kamera erfassen sehr viel kürzer. Mir hilft da Intuition: Das Gestalten der Formen, Farben, die Anordnung der Bildelemente erfolgt automatisch. Oft hilft auch ein Gespür dafür, was gerade in der Welt des Sucherrechtecks geschehen wird. Hilfreich ist dabei, den Dreiklang der Fototechnik zu beherrschen: Verschlusszeit, Blende, Sensorempfindlichkeit (ISO). Ich habe mich schon dabei ertappt, dass ich ohne nachzudenken am Belichtungskorrektor drehe, minus zwei Blenden im Schatten, eine Blende retour, wenn ich unter den Bäumen hervortrete.

Spiegelung auf dem Bushwalk bei Mammoth Cave

Eine Szene, eine Episode, ein Erlebnis, die Realität ist mit einem Klick des Kameraverschlusses festgehalten. Diesen Sekundenbruchteil kann ich nun so lange betrachten wie ich will, kann den Eindruck vertiefen, mit Erfahrung anreichern und verändern – die Realität in der Erinnerung immer wieder neu erschaffen. Nach der Reise werde ich aus dem Fundus der Bilddateien ein Fotobuch gestalten und darf unsere Zeit in Australien nacherleben. Nicht zuletzt unterstützt mich dabei dieser Reiseblog.

Schönheit berührt, ich nehme die Kamera, es geschehen Bilder.

Beat Stoll

Abendhimmel bei Yallingup

Ab und zu werde ich nach meiner Ausrüstung gefragt (beim Maler Farben und Pinsel). Ich sage: «Die Kamera macht keinen Unterschied.». Alle zeichnen Licht auf ihrem Sensor auf. Und alle überlassen das Sehen mir. Am liebsten wäre ich mit einer Kamera und einem Objektiv unterwegs. Doch die Perspektive und den Bildabstand jedes Mal mit den Füssen zu bewältigen, geht auf einer Reise nicht immer.

Mein aktuelles System erlaubt eine an frühere analoge Kameras angelegte Bedienung, die Objektive haben einen Blendenring, das Gehäuse ein Zeitenrad. Das schätze ich. Meine Ausrüstung muss unterwegs auf Reisen viel aushalten. Ein Gehäuse und ein Objektiv werden, zurück in der Schweiz, fällig zur Reparatur sein. Da ist eine gewisse Robustheit der Ausrüstung förderlich.

Die heutigen digitalen Kameras erlauben, Bilddateien zu sammeln. Das ist ganz praktisch, eine Speicherkarte schluckt tausende Fotos. Allerdings verführt das manchmal dazu, die Sorgfalt und Hingabe für das Bild zu vergessen. Der grosse Vorteil der digitalen Bildaufzeichnung ist die Entwicklung der Bilder am Rechner. Sie braucht keine stinkende Chemie, keine Dunkelkammer, ist deutlich komfortabler. Die Bilder hier im Blog sind nur kurz entwickelt. Den Bildausschnitt ausgewählt, wenn nötig die Gradation etwas korrigiert und leicht geschärft. Zuhause werden die Bilddateien dann mehr Aufmerksamkeit erfahren.

Doch jetzt gehe ich noch in Down Under fotografieren. 

 

G’day, Beat


Route

 

Augusta

Yallingup

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Pieren Toni (Sonntag, 28 Oktober 2018 15:00)

    Sälü Beat Ich hoffe es geht euch gut.
    Schöne Photos.
    Viele Grüsse
    Toni