Australia 21 Road Trains

Die gigantischen Roadtrains gehören genauso zum  australischen Outback wie die Känguruhs und die Fliegen. Roadtrain bedeutet zu deutsch «Strassenzug». Ein Roadtrain besteht aus einer starken (bis 700 PS) Sattelzugmaschine, die statt einem Auflieger zwei oder mehr Auflieger oder Anhänger zieht. Die Trains dürfen auf öffentlichen Strassen bis zu 135 Tonnen transportieren und maximal 56 Meter lang sein. Für die Logistikbranche sind die XXL-Trucks unersetzlich. Sie transportieren alle Arten von Gütern: Lebensmittel, Tiere, Kraft- und Rohstoffe über tausende Kilometer. Damit sichern sie die Versorgung abgelegener Gebiete.


Öfters hört man, dass Roadtrains für Wildtiere auf der Strasse und auch für weggelaufene Rinder nicht halten, weil ihr Anhalteweg so entsetzlich lang sei. Und auf keinen Fall sollte man ihnen die Vorfahrt nehmen, weil man sich sonst um den Bullbar gewickelt wieder findet. 135 Tonnen aus 100 km/h zum Stehen zu bringen, erfordert gute Bremsen, aber die haben die Roadtrains. Jede der einzelne Achsen des Trains wird gebremst, und so bringen die 18 Achsen eines 135-Tönners die Bremsenergie genau so sicher auf die Piste wie die fünf Achsen eines 40-Tönners auf schweizerischen 

Autobahnen. Der Grund warum die Driver wegen einem Känguru den Zug nicht stoppen, liegt in der anschliessend irrsinnig langen Zeit, welche die Maschine braucht, um ihre 135 Tonnen wieder auf die Marschgeschwindigt von 100 km/h zu bringen. Achtzehn unsynchronisierte Gänge hochschalten. Da nimmt es manch australischer Roadtrainfahrer lieber in Kauf, so wird zumindest gemunkelt, Skippy mit der Bullbar den Todesstoss zu versetzen, statt vom Gas zu gehen oder auf die Bremse zu treten. Fakt ist, dass in keinem anderen Land der Erde Tanklastzüge mit 100 Tonnen Benzin auf die Reise geschickt werden im Vertrauen darauf, dass sich ihnen niemand in den Weg stellt.

Roadtrains on the road

Someone who drives slower than a truckie, is an idiot, someone who drives faster is a maniac.

Aufschrift auf einem Roadtrain

Die australischen Truckies verdienen gut, nach Abzug von Steuern zwischen 6500 und 9000 australische Dollar im Monat. Doch sie müssen hart arbeiten für ihr Geld. Ein australischer Fahrer kann während zweier Wochen zwölf Tage hinter dem Steuer sitzen. Er darf fünf Stunden am Stück lenken. Danach reichen zehn Minuten Pause, um den nächsten Fünf-Stunden-Block in Angriff zu nehmen. Die Pause nach maximal drei Blöcken kann auf sieben Stunden verkürzt werden. 3500 Kilometer sind, wenn es optimal läuft, in drei Tagen zu schaffen. Möglich ist das, weil die meisten Strassen absolut gerade, monoton und fast ohne Höhenunterschiede durchs Outback laufen. So wird die Roadtrain-Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h zur Durchschnittsgeschwindigkeit. Einschlafen gehört zu den häufigsten tödlichen Unfallursachen.

 

Überholen ist ein Abenteuer und nur ratsam, wenn der Roadtrain noch am Beschleunigen ist.

Trotzdem, ich würde auch gerne einmal im Führerhaus am Steuer eines so riesigen Trucks sitzen – ein paar Meilen auf dem Highway fahren, sagen wir so von Gang eins bis zwölf und natürlich ohne Tiere auf der Piste.

 

G'day, Beat



Route

 

Esperance

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Sandro (Dienstag, 16 Oktober 2018 08:49)

    Danke für die spannenden Berichte, traumhaften Bilder und Fakten! Besser als jeder Reiseführer weckt euer Reiseblog heimlich bei mir das Fernweh.
    Freue mich auf die weiteren Einblicke in euer Abenteuer und grüsse euch herzlich, G'day aus Wattenwil - wo die WWP-Berichte langsam eintreffen ;)